Jeder ist bestimmt schon einmal in einem Zug gefahren und musste eine ruckartige Bremsung erfahren. Das passiert im Wesentlichen aus drei Gründen:

  • unerfahrene Zugführer*innen, die noch nicht die Kunst des sanften Bremsens gelernt haben
  • Zwangsbremsung (z.B. Überfahren rotes Signal, Zugführer*in eingeschlafen)
  • Schnellbremsung (bspw. Person auf dem Gleis gesichtet -> Zugführer*in leitet Schnellbremsung ein)

In der Regel ist es der erste Grund und seltener der zweite. Ich persönlich kann von Glück reden, dass mir der dritte bisher nicht untergekommen ist. Denn auf den folgt meistens ein langwieriger Feuerwehr- und Polizeieinsatz, da die Person auf dem Gleis in der Regel überfahren wird aufgrund eines zu geringen Bremswegs.

Wenn wir im Regelfall bleiben, gibt der Begriff des Bremswegabstands die Distanz an, die ein Zug bei normaler Bremsung benötigt, um zum Stehen zu kommen. Entsprechend sind auch Vor- und Hauptsignale im Bremswegabstand voneinander entfernt, damit ein Zug, der die zulässige Höchstgeschwindigkeit am Vorsignal fährt, vor dem Hauptsignal zum Stehen kommen kann. Wenn die Entfernung zum Hauptsignal kürzer ist, dann sind die Vorsignale entsprechend gekennzeichnet.

Diese Infos sind auch für die Politik relevant. Nehmen wir das Beispiel Klimawandel. Dort gibt es das internationale Ziel bis 2050 keinerlei Emissionen mehr auszustoßen. In diesem Beispiel ist dieses Ziel durch ein Halt-zeigendes Hauptsignal gekennzeichnet. Der Zug “Deutschland” muss also vor 2050 zum Stehen kommen bzw. die Emissionen auf Null reduziert haben. Aktuell fährt “Deutschland” die Höchstgeschwindigkeit und produziert noch Unmengen an Emissionen. Die zentrale Frage ist, wie weit sind wir vom Vorsignal entfernt, an dem zwingend mit der Bremsung begonnen werden muss, damit ein Halten vor dem Signal 2050 überhaupt noch möglich ist.

Im Rahmen dieses Beispiels vertreten die GRÜNEN die Auffassung, dass dieses Vorsignal in Sichtweite ist bzw. in den nächsten vier Jahren überfahren wird. Es muss also jetzt mit der Bremsung begonnen werden, damit ein kontrollierter Bremsvorgang bis zum Stillstand möglich ist. Die FDP und andere Parteien sind hingegen der Auffassung, dass die Regeln des Eisenbahnverkehrs ignoriert werden können und wollen dieses Vorsignal ohne Bremsen überfahren. Die Folge davon wäre eine Zwangsbremsung, die uns unkontrolliert abbremst.

Wer jetzt denkt: Moment mal, ist das nicht eine etwas überdehnte Analogie? Nein. So einen Fall gab es bereits und zwar den Atomausstieg. Rot-Grün hatte einen Ausstieg beschlossen, der gerichtsfest und im Einvernehmen mit den Energiekonzernen war. In dieser Analogie wurde das Vorsignal überfahren und eine kontrollierte Bremsung eingeleitet. Dann hat Schwarz-Gelb die Bremsung abgebrochen und beschleunigt. Nach Fukushima folgte dann die Zwangsbremsung, welche nicht gerichtsfest und im Einvernehmen mit den Konzernen geschah.

Der Kohleausstieg droht in die gleiche Richtung zu laufen. Die GRÜNEN wollen jetzt mit dem Ausstieg beginnen, um bis 2030 stückweise und kontrolliert auszusteigen. Die SPD, CDU/CSU und FDP will weiter mit Volldampf Kohle fördern, bis sie erneut eine Zwangsbremsung einlegen müssen oder die Klimaziele verfehlt werden. Eine ökonomisch planbare und ökologisch nachhaltige Umwelt- und Wirtschaftspolitik wird es nur mit Bündnis 90/Die GRÜNEN geben.

#DarumGrün