Anfang

Wie in den vergangenen Jahren war ich auch dieses Jahr wieder auf der Gamescom. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal Pre-Entry-Tickets, mit denen man bereits um 9 Uhr in die Messe kam. Das hat mir erlaubt einige Eindrücke zu sammeln, die mir andernfalls verwehrt geblieben wären. Direkt nach Öffnung der Messe bin ich zum Stand von CD Projekt Red gegangen und habe Gwent angespielt. Nach insgesamt 3 Spielen kann ich es definitiv empfehlen. Die Übersetzung von Singleplayer zu Multiplayer ist gut gelungen und es macht Spaß.

Elex

Anschließend bin ich zum Stand von THQNordic (vormals Nordic Games) gegangen. Dort habe ich Elex angespielt. Es konnte ein kleiner Bereich bespielt werden. Der Großteil der Welt war unzugänglich. Die Lichteffekte sehen sehr gut aus. Auch das Depth of Field ist gelungen. Die Texturen sind jedoch nicht so hochauflösend, wie man es vielleicht gerne hätte. An einigen Stellen gab es noch Grafikfehler. Beispielsweise veränderte sich an einer Stelle die Textur immer, wenn man sich etwas gedreht hat. Das Wasser ist nicht schlecht, aber auch nicht so glaubwürdig, wie bei The Witcher 3. Es reagiert kaum auf den Spieler. Stellenweise gibt es eine große visuelle Strömung, die aus dem Nichts kommt. In diesem konkreten Fall gibt es einen kleinen See, von dem aus Wasser durch einen kleinen Wasserfall in einen tiefer gelegenen See strömt. Allerdings hat der obere See keinen Zufluss und müsste somit eigentlich leer laufen oder zumindest den Wasserfall stoppen. Jedoch ist der Wasserfall wohl nicht korrekt simuliert, sondern lediglich eine Effekttapete ohne echtes Wasser.

Bis zu dem Punkt ist das jedoch verschmerzbar, wenn der Rest des Spiels sehr gut ist. Die Charaktere sahen zwar allesamt einzigartig aus (Eindruck, keine Gewissheit), aber der Weltausschnitt war auch ein sehr kleiner, sodass dies nicht wirklich eine Aussage über das ganze Spiel macht. Jedoch hatten die Gesichter kaum einzigartige Features wie Falten. Zudem waren sie sehr weiß und sahen nicht wirklich wie echte Gesichter aus. Witcher 3 war hier deutlich besser und hat mit Sicherheit mehr Charaktere in der Hauptstory als Elex insgesamt hat. Die Stimmen der vorhandenen Charaktere waren OK und in Teilen ähnlich zu Gothic-Spielen. Die Dialoge hatten den klassischen Ruhrpott-Charm und natürlich gab es auch wieder einen Torwächter. In diesem Fall von der Kuppelstadt, welche von den Klerikern kontrolliert wird, und in die man nur mit einem Passierschein hereinkommt, den man natürlich nicht hatte. Die Aufteilung in Kleriker, Outlaws, Berserker und Albs erinnert sehr an Gothic-Zeiten. Die Outlaws repräsentieren dabei ziemlich stark die Söldner und Banditen des Neuen Lagers und die Berserker die Sektenanhänger. Kleriker entsprechen am ehesten den Gardisten/Magiern des Alten Lagers, während die Albs keine Entsprechung haben.

Der Zugang zur Kuppelstadt war sodann mit einer Quest verknüpft, die sich nicht lösen ließ aufgrund des begrenzten Bereichs, aber schon einmal Lust auf mehr machte. Allerdings ließ sich auch schon wieder das typische Bring/Hol-Muster erkennen. Auch die Dialogsequenzen waren sehr eintönig und vergleichbar mit Oblivion bzw. Gothic 1-3. Inwieweit dies auch im fertigen Spiel so sein wird, bleibt offen, aber bei Witcher 3 gab es ähnliche Dialogsequenzen nur für die unwichtigsten Charaktere (z.B: Händler, Schmiede). Alle Dialoge mit Questbezug hatten Kamerafahrten und das vom kleinsten Nebenquest bis hin zur Hauptquest.

Die Fortbewegung war an sich relativ flüssig, wenn auch teilweise der Charakter nicht das machte, was per Tastaturkommando befohlen wurde. Das Kampfsystem war von allem das schwächste Glied. Es war sehr schwergängig und nicht einfach durchschaubar. Die Entwickler kamen mit dem System jedoch scheinbar gut zurecht. Das spricht dafür, dass man es erlernen kann. Die ideale Lösung wäre also ein flüssigeres Kampfsystem (z.B. wie bei Witcher 3) gepaart mit einer guten Einführung in die Kampfmechaniken. Idealerweise ist diese Einführung eingebettet in die Story - wie es bei Witcher 3 der Fall war.

Alles in Allem ist das Spiel interessant genug, um weiter verfolgt zu werden. Ein Must-Have ist es aber nicht. Piranha Bytes muss erst einmal liefern und ein mechanisch gutes Spiel (Risen, Gothic 2) mit einer guten Story verknüpfen. Das wird schwieriger denn je, denn die Welt soll 1,5 mal so groß sein wie Gothic 3 und dort hatten sie bereits Probleme die Welt mit Inhalten zu füllen - das Bugdebakel mal außen vor gelassen.

Star Citizen

Nach Elex gings weiter zum Stand von Star Citizen in Halle 9, welcher dieses Jahr größer ausfiel und von Intel gesponsert wurde. Dort wurden einige kleine Goodies verteilt und vor allem konnte man die aktuelle Live-Version spielen. Für Star Citizen-Backer war ein Anstehen daher unnötig. Dennoch gab es zeitweise 1,5h Wartezeit.

Der Hauptfokus war natürlich auf dem Star Citizen-Event am Freitagabend im Gloria-Theater. Für SC-Neulinge und die Presse war die Präsentation sicherlich ein Wow-Faktor und rein faktisch gesehen war das Gezeigte schon echt geil. Emotional war die Präsentation aber nicht der Wow-Faktor, der erwartet wurde. Das liegt u.a. an SC selbst. Die durchgehend hohe Qualität von SC von selbst den kleinsten Dingen erhöht die Messlatte signifikant. Auch die öffentliche Entwicklung sorgt dafür, dass viele Dinge bereits bekannt sind. Damit eine Präsentation noch einen Wow-Faktor erzeugen kann, muss sie daher eine Weltprämiere sein und Dinge zeigen, die selbst die treuesten Fans noch nicht kennen. Die gezeigten Dinge müssen zusätzlich erheblich über dem Erwartungsniveau liegen. Eine durchgehend hohe Qualität macht es insofern schwierig solche Wow-Momente zu erzeugen.

Als kleines Erklärbeispiel sei der initiale Promotrailer im Oktober 2012 zu nennen. Damals war das Gezeigte so unerwartet, aus dem Nichts und besser als alles Vorhandene, dass es einen regelrecht weggehauen hat. Ich war im Februar 2013, als ich es sah, auf jeden Fall umgehauen davon. Heute ist das jedoch kalter Kaffee, denn der Standard von Star Citizen ist heute visuell um Meilen besser.

Die Citizencon im Oktober verspricht so ein Wow-Moment zu werden, da dort die nächste Generation der prozeduralen Planetengenerierung gezeigt werden soll. Die erste Generation ist grafisch noch nicht umhauend, aber die Technik ist sagenhaft. In der zweiten Version scheint jetzt die Grafik nachzuziehen und damit könnte die Enthüllung die Gaming-Schlagzeilen beherrschen.

Abschluss

Wie jedes Jahr ist das Gamescom-Erlebnis jedoch maximal durchschnittlich, da es kaum Sitzmöglichkeiten gibt, viel zu viele Leute in der Messe sind und die interessantesten Spiele nicht anzutreffen sind. Beispielsweise war Mass Effect Andromeda nicht vertreten und das Spiel soll bereits Anfang nächstes Jahr herauskommen. Ich kann nur hoffen, dass sie eine Bombenpräsentation vorbereitet haben, die sie dann kurz vorher droppen und die dadurch für einen massiven Hype sorgt, der die lange Entwicklungszeit finanziert.