"In der Kürze liegt die Würze." Die meisten politischen Anträge verletzen diese Regel und viele weitere. Sie sind gespickt mit akademischen Begriffen, Wortungetümen und nicht verständlichen Kettensätzen. Dies verhindert ganz praktisch die Teilhabe ganzer Bevölkerungsschichten am politischen Prozess.

Das Hauptmittel im politischen Prozess ist dröge Textarbeit. Sogenannte Anträge werden erarbeitet, beschlossen und erheben Forderungen: Beispielsweise soll die Bezirksamtsleitung über den Fortschritt einer Planungsmaßnahme berichten. Anträge haben prinzipiell zwei Teile: der Sachverhalt beziehungsweise die Begründung erklären Beweggründe, Hintergrundinformationen und leiten die Forderungen her; das Petitum enthält die reinen Forderungen und ist der rechtsverbindliche Teil.

Anträge stehen oft in dem scheinbaren Spannungsfeld einerseits allgemeinverständlich zu sein und andererseits keine Schlupflöcher für die Verwaltung zu lassen. Im politischen Alltag schwingt das Pendel viel zu oft Richtung Verwaltungsdeutsch. Nach einiger Zeit stellt sich auch eine Art Betriebsblindheit ein; gekoppelt mit mangelnder Reflexion entstehen dann wahre Textmonster. Dabei wird verkannt: Auch in der Verwaltung arbeiten Menschen und gut geschriebene Texte erleichtern das Verständnis und damit die Arbeit. Zumindest der Sachverhalt sollte allgemeinverständlich sein und den Regeln guter Texte folgen:

  •  starke Überschrift ist konkret und weckt Aufmerksamkeit
  •  absteigende Relevanz: erster Absatz enthält Kernbotschaft
  •  starke Verben verwenden; Adjektive und Füllwörter weglassen
  •  ein Atemzug reicht für einen Satz
  •  ein Gedanke pro Satz
  •  vorwärts schreiben: keine Rückbezüge
  •  maximal sechs Wörter zwischen Verbteilen: zu [sechs Wörter] entscheiden
  •  Hauptsachen gehören in Hauptsätze
  •  keine eingeschobenen Nebensätze
  •  Grammatikalische Abwechslung: Neben Komma, auch Doppelpunkt und Semikolon verwenden
  •  bildliche Sprache verwenden: Acker statt landwirtschaftlich genutzte Fläche

Klar ist auch: Diese Regeln erfordern Zeit und Muße; dies fehlt jedoch oftmals in der Hektik von Antragsfristen und anderen Sachzwängen. Dennoch lohnt es sich die eigenen Anträge anhand dieser Regeln zu überprüfen; die Belohnung sind gute Texte, die auch anderweitig verwendet werden können. Für weitergehende Informationen kann ich das Buch "Deutsch für junge Profis" von Wolf Schneider empfehlen.